© www.1600i.de
Created 24.08.2007

Exemplarischer Ablauf einer Steuergeräteprüfung, Reparatur oder von Chiptuning

Hurra, hurra,................die Post ist da.

Wieder mal hat mir ein netter Käfer-Kollege ein Steuergerät geschickt. Zur Reparatur, zur Prüfung oder zum Chiptuning. Der Ablauf ist in wesentlichen Bestandteilen immer ähnlich.
Da ich inzwischen auch öfter gefragt werde, was da überhaupt passiert, habe ich es hier mal kurz zusammengefasst.

Ich packe also das Päckchen aus. In Deutschland reicht übrigens ein Maxibrief, wenn man einen genau passenden Karton hat. Eine Beschädigung durch den Versandweg ist bis jetzt noch nicht vogekommen, trotzdem schaue ich mir das Steuergerät auch von Außen genau an.

Jetzt bekommt das Steuergerät einen Aufkleber mit einer fortlaufenden Nummer. Diese Nummer etwas kleiner kommt dann auch noch auf die Platine. Und sie steht auch in den Dateien der verschiedenen Prüfungen. So bring ich nichts durcheinander.

Jetzt ist es also das Steuergerät Nummer 100, das angekommen ist.


Eingangsprüfung

Zur Eingansprüfung kommt das Steuergerät jetzt auf meinen elektronischen Prüfstand. Dabei kann ich Spannung, Drehzahl, Motortemperatur, Ansauglufttemperatur, Drosselklappenstellung, den Lastsensor und die Lambdasondenspannung simulieren. Auch die Ansteuerung der Aktoren Leerlaufventil, Magnetventil Aktivkohlebehälter, Benzinpumpe und Zündung ist möglich.

Mit VAG-COM und dem Diagnosekit werden
- die Fehler ausgelesen, gespeichert und gelöscht
- die angezeigten Werte der Messwertblöcke 0-8 auf Plausibilität geprüft, d.h. es müssen die Werte angezeigt werden
   die ich manuell vorgebe
- mit Stellglieddiagnose wird die Ansteuergerung der Benzinpumpe und der elektr. Ventile geprüft.

Ist dies Überstanden öffne ich das Steuergerät und versehe die Platine auch mit der fortlaufenden Nummer

Nun erfolgt der letzte Schritt der Eingangsprüfung, die Sichtkontrolle unter einer 5-Dioptrien Leuchtlupe

Nach dieser Kontrolle erstelle ich das Protokoll der Eingangsprüfung, dies maile ich euch auch meist schon mit der Eingangsbestätigung des Steuergerätes zu:

Im obigen Fall wäre dann sicher noch die Bemerkung dabei, das Relais zur Spannungsversorgung gegen ein Neues vor erneutem Einbau des Steuergerätes zu wechseln.

Sollten in diesem Stadium echte Fehler vorhanden sein, so bekommt ihr natürlich auch die voraussichtlichen Reparaturkosten mitgeteilt und ich warte auf eure Entscheidung ob ich die Reparatur durchführen soll.

Damit ist die Eingangsprüfung abgeschlossen.


Chiptuning

Zuerst muss der untere Deckel zum EMV Schutz abgelötet werden.

Deckel ab, alles sauber.

Dann wird die Platine eingespannt und das Heißluft-Entlötgerät muss seine Dienste verichten. Damit wird der originale Chip von der Platine ausgelötet.

Chip ist raus. Und wieder mal ist alles gut gegangen.

Jetzt werden die 28 Lötstellen noch gesäubert, d.h. das alte Lötzinn wird aus den Löchern gesaugt, damit der 28-polige Sockel seinen Platz finden kann.

Der IC-Sockel ist eingelötet, alles sieht gut aus. Jetzt wird das ausgelötete originale EPROM in den Sockel gesteckt.

So ausgestattet kommt das Steuergerät wieder auf den Prüfstand für einen kurzen Test. Ist dieser erfolgreich, kann ich sicher sein, dass 1) die Verbindungen am Sockel sauber gelötet sind und 2) das originale EPROM funktioniert und beim Auslöten keinen Schaden bekommen hat.

Damit kann auch der Deckel zum EMV Schutz wieder aufgelötet werden. Den putzte ich natürlich auch kurz ab, damit nach Jahren durch die sonst vorhandenen Fingerabdrücke keine Roststellen entstehen.

Der originale Chip kommt wieder aus dem Sockel raus und wird sauber verpackt. In diesem Fall kommt stattdessen nun der Chip 1603 rein.

Jetzt kommt noch der Deckel auf die CPU/EPROM drauf und dann wird die Platine wieder im Gehäuse montiert. Damit ist soweit alles fertig und der Abschlußtest kann beginnen.


Abschlußtest

Anstelle meines eigenen Steuergerätes kommt jetzt die Nr. 100 in meinen Käfer. Damit der Motor die nötige Betriebstemeperatur bekommt, dreh ich jetzt ne kleine Runde. Natürlich versuche ich auch hierbei das Ganze mit einem Einkauf oder einem Gang zur Post zu verbinden. Benzin ist ja nun wirklich nicht mehr billig.

Wenn diese Testfahrt gut verlaufen ist, verbinde ich meinen Käfer mit dem Notebook und starte VAG-COM um durch Aufzeichnung des Messwertblockes 0 die Daten für dieses Diagramm zu bekommen:

Diese Verfahren ist unter "Komfortdiagnose - oder das EKG eines 1600i Käfers" genauer beschrieben.

Speziell von Interesse ist hier z.B. die Schubabschaltung. Die blaue Linie im runden Diagramm unten ist die Einspritzzeit. Wenn diese die Zeitachse berührt ist deren Wert Null. D.h. es wird kein Benzin eingespritzt. Dazu muss der Motor warm, die Drehzahl über 1500 U/Min. und die Drosselklappe vollständig geschlossen sein. In diesem Fall hat alles funktioniert.

Dann mache ich noch eine Grundeinstellung sowie einen Reset der CO-Adaption.

Jetzt kommt das Datum der Prüfung und mein Zeichen noch auf den Aufkleber am Steuergerät. Danach wird das Steuergerät mitsamt dem originalen Chip wieder verpackt und zurückgeschickt.

Im Regelfall dauert der ganze Vorgang 1-3 Wochen.

Viel Spaß damit