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Created 07.01.2009

Halogenlicht nachrüsten

Dienstag, 02. Dezember 2008, 18.20 - 18.50 Uhr

Was bringen die Nachrüstsysteme wirklich?

Manchem Fahrer eines älteren Autos fällt erst jetzt, in der dunklen Jahreszeit, wieder auf, wie mangelhaft eigentlich seine Scheinwerfer sind. Und neidisch schaut er dann auf moderne Autos mit superheller Xenonbeleuchtung. Aber: Die Hersteller versprechen leichte Abhilfe. Mit vermeintlich strahlend hellen Ersatzbirnen sollen auch die Besitzer von älteren Wagen mit herkömmlicher Halogenbeleuchtung ihr Fahrzeug aufmotzen können. Was bringt sie, die Halogennachrüstung? Servicezeit: Mobil hat mehrere Produkte getestet.

Was hat sich in zehn Jahren Entwicklung getan?

Um einen realistischen Vergleich zu haben, prüfen wir zunächst die Standardbirnen aus einem Opel Corsa B, Baujahr 1999. Die Messung mit einem geeichten Gerät eines Kfz-Sachverständigen ergibt: 850 Candela, eine Maßeinheit für die Lichtstärke. Zum Vergleich: eine 100-Watt-Glühbirne leuchtet mit etwa 130 Candela.

Schlechte Sicht trotz starkem Licht

Moderne Lampen sollen da viel mehr können. Das jedenfalls verspricht die „Future-Light“, ein No-Name-Produkt, das es in vielen Elektronikmärkten und in Internetshops zu kaufen gibt. Kosten: circa 14 Euro für zwei Stück. Für kleines Geld soll der Käufer hier angeblich 50 Prozent mehr Licht als bei herkömmlichen Halogenlampen bekommen. Und unsere erste Prüfung zeigt: Die Lampe liefert sogar 3.000 Candela. Doch auf der Straße zeigt sich: Die Lampe scheint sogar schwächer zu leuchten als die alten Opel-Originalbirnen. Der Test auf einem Feldweg jenseits aller Straßenbeleuchtung und damit aller fremder Lichtquellen beweist das: Die „Future-Light“ scheint gerade einmal 30 Meter weit – 8 Meter weniger als die zehn Jahre alten Originalbirnen.

Die Lichtstärke allein macht noch nicht die gute Birne

Entscheidend ist, wie effektiv die Birne das Licht bündelt, und das hängt vom Zusammenspiel von Lichtstärke und der Lage der Glühwendel im Innern der Birne ab. Schon winzige Abweichungen von der optimalen Position der Glühwendel führen dazu, dass das Licht zu breit gestreut wird und dann zwar den Bereich unmittelbar vor dem Auto gut ausleuchtet, die Reichweite aber erheblich eingeschränkt ist. Und da die Reichweite der entscheidende Sicherheitsfaktor ist, ist die „Future-Light“ mit einer um 8 Meter geringeren Reichweite als die fast zehn Jahre alten Originalbirnen in unserem Test eindeutig durchgefallen.

Xenoneffekt ohne Xenon?

31 Meter weit scheint die Birne

Die „Blue-Power“, ebenfalls ein No-Name-Produkt, verspricht besseres Licht durch Xenoneffekt. Die Realität sieht leider anders aus: Auf gerade einmal 1.250 Candela schlägt unser Messgerät aus – ein bisschen mehr als die Originalbirnen, aber dieses Bisschen scheint in der Realität wenig auszumachen. Ganz im Gegenteil. Bei der Überprüfung auf der Straße hatten wir den Eindruck, dass die Lampe sogar schlechter als das Original leuchtet. Der Test auf dem dunklen Feldweg hat das bestätigt: 31 Meter weit scheint die Birne – 7 Meter weniger als die alten Opel-Brenner. Und auch das werten wir als: durchgefallen.

 

 

 Nur Markenprodukte halten ihre Versprechen

Markenprodukte sind zwar teurer, aber ihr Geld wert

Für Markenprodukte wie die „Night-Breaker“ von Osram, die für knapp 30 Euro 90 Prozent mehr Licht verspricht, oder die „Xtreme“ von Philips, die für 23 Euro bis zu 80 Prozent mehr Lichtausbeute ankündigt, muss der Käufer da schon tiefer ins Portemonnaie greifen. Aber was der Name schon so reißerisch andeutet, bestätigt sich tatsächlich in der objektiven Messung: Beide Birnen bringen es auf satte 8.000 Candela – fast zehnmal mehr als die Originalbirnen. Und auch auf der Straße bestätigt sich der Eindruck: Das Licht scheint zwar nicht so brilliant wie eine moderne Xenonlampe, aber dafür weiß, hell und vor allem: weit. Auf ganze 48 Meter Leuchtweite bringt es die „Night-Breaker“ in unserem Test, 10 Meter mehr als das Original – und 10 Meter können in Gefahrensituationen im Straßenverkehr entscheidend sein. Die „Xtreme“ bringt es auf immerhin 39 Meter und liefert eine wesentlich brilliantere Sicht als die Originallampen. Unser Eindruck: Die Markenprodukte sind zwar teurer, aber ihr Geld wert.

Fazit:

Nachrüstbare Halogenbirnen am Auto sollen die Sicherheit des Autos erhöhen, allein darauf kommt es an. Dazu aber reicht es nicht aus, einfach nur hell zu scheinen – die Birnen müssen das Licht auch so efffektiv bündeln, dass es auch jenseits der 30-Meter-Entfernung noch die Energie hat, potenzielle Hindernisse erkennen zu lassen. Für eine gute Bündelung aber ist neben einer hohen Lichtstärke auch die optimale Ausrichtung der Glühwendel im Innern der Birne erforderlich, und diesen Balanceakt zwischen Lichtstärke und optimaler Lichtstreuung schaffen nur die Markenprodukte in zufriedenstellendem Maße. Die No-Name-Produkte (meist Chinaimporte aus dem Versandhandel) oder gar „Möchtegern“-Xenonbirnen lieferten noch schlechtere Werte als die Original-H4-Birnen in unserem fast zehn Jahre alten Testwagen und sind somit durchgefallen.

Autor:

Jens Weiss